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Restaurierungs-Werkstätten Berlin GmbH

Restaurierungs Werkstätten Berlin

Die Werkstatt in Berlin Grünau

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zu Gedenken an Johann Georg Elser

RWB Restaurierung Berlin 

Die Werkstatt des Restaurierungszentrums Berlin e.V. hebt sich mit ihrer offenen Gestaltung kontrastreich vom Altbaubestand ab und beeindruckt mit zwei gegeneinander gedrehten Konstruktionsrastern und raffiniert gelösten Details.

Weil es am alten Standort in Köpenick zu eng wurde, zog das Restaurierungszentrum Berlin e.V., eine Aus- und Fortbildungsstätte für Restauratoren und Tischler, auf ein altes Gut in Grünau um.
Der Verein ließ das aus dem 19. Jahrhundert stammende ehemalige Gutshaus aufwendig sanieren und zu einem Verwaltungs- und Schulungsgebäude umbauen. Für die praktische Ausbildung war jedoch ein weiteres Gebäude nötig. Fläche war genügend vorhanden, und so entstand neben dem Hauptgebäude eine neue Werkhalle in Holzskelett-Bauweise. Geplant hat sie das Berliner Büro „UTArchitects“.

Neu und Alt
bilden spannendes Ensemble

Die Architekten mussten den Neubau in eine Umgebung aus Gründerzeit-Villen, DDR-Wohnhäusern und jüngeren Gewerbebauten integrieren. Um den Bezug zu betonen, griffen sie auf die ursprüng­liche Bebauungsform des Geländes zurück: den Dreiseitenhof.

Der neue, lang gestreckte Baukörper liegt im rechten Winkel zum Hauptgebäude. Zur Straße ist er weitgehend geschlossen. Das dient weniger dem Schutz vor dem Verkehrslärm, sondern dem Schutz der Nachbarn vor den Schallemissionen der Werkstatt. Die neue Halle ist niedriger als der Bestand. So bleibt das alte Gutshaus eindeutig als Kopf der Anlage erkennbar. Zum Hof öffnet sich eine Pfosten-Riegel-Fassade. So können die Restauratoren und Tischler von ihren Arbeitsplätzen aus nach draußen blicken. Gleichzeitig wirkt die Halle vom Hof aus betrachtet offen und einladend. 

Dach und Fassade verschmelzen zur Einheit

 

 

Die äußere Form der 34m langen, 10m breiten und 8m hohen Halle erinnert allenfalls auf den ersten Blick an einen der üblichen Zweck­bauten mit Satteldach, aber spätestens beim zweiten Blick springt die besondere Eleganz ins Auge.
Die Symmetrie der langen Hoffassade ist raffiniert „gestört“: Die Traufe des weit auskragenden Dachs verläuft nicht parallel zur Glashaut, sondern leicht schräg. So vergrößert sich der Dachüberstand von 1m auf 4m. Auf der zur Straße hin gewandten Rückseite dient schoko­braunes Wellblech als Bekleidung für die Außenwand und das Dach. Fünf vertikale Fensterbänder mit vorgesetzten Lärchenholzlamellen als Sonnenschutz reichen vom Boden bis weit in die Dachfläche hinein.
Die Fassade geht nahtlos in die Dachfläche über. Beide umschließen die zweigeschossige Halle wie ein großzügiger, weit ausladender Unterstand. In der Seitenansicht entsteht so das Bild einer mehrfach gefalteten Hülle aus Bodenplatte, Wand und Dach.

 

Holzskelett-Bauweise

Das Holzskelett basiert auf einem Konstruktionsraster von 2,40 m in Längsrichtung. Der Innenraum ist auf zwei Ebenen organisiert: Im Erdgeschoss befinden sich die Holzbearbeitungsmaschinen, im Galerie­geschoss die Werkbänke. Eine Glaswand trennt die beiden Bereiche. Der Stützenabstand in Gebäudequerrichtung orientiert sich an der etwa 6 m breiten Galerie und dem knapp 3,40 m breiten Erschließ­ungsgang im Erdgeschoss.

 

Das Dach setzt sich aus 14 x 24 cm großen Sparren mit dazwischen gefügten 8 x 24 cm großen Füllhölzern zusammen. Im Bereich des Dachüberstands sind die Sparren mit Streben an der Pfosten-Riegel-Konstruktion abgestützt. In den Fassaden betragen die Stützenquer­schnitte straßenseitig 18 x 18 cm und hofseitig 20 x 24 cm.
Die Tragstruktur besteht überwiegend aus Brettschichtholz. Stützen und Träger sind sowohl über eingeschlitzte Bleche und Stabdübel als auch über Stahlblechformteile, Stahlwinkel und zimmermannsmäßige Verbindungen verbunden. Scheiben und massive Bauteile steifen aus.

 

Zur Aussteifung der Halle bildeten die Planer die Dachflächen, die Stahlbetondecken des gemauerten Gebäudekerns, die Treppenpodeste sowie die Galerieebene als Scheiben aus. In Längsrichtung werden die Horizontalkräfte sowohl über die massiven Kerne als auch über die Holzkonstruktion der geschlossenen Längsfassade aufgenommen und abgeleitet.
Die Fensterbänder in Fassade und Dach sind über Gurte in der Trauf­kante so ausgebildet, dass sie die Scheibenwirkung dieser Flächen nicht beeinträchtigen.

Die Queraussteifung erfolgt einerseits über die senkrecht zur Gebäudelängsrichtung stehenden Wandscheiben der massiven Kerne und über die Treppenläufe, andererseits über einen Aussteifungsver­band im Wandbereich zwischen Galerieebene und Dachfläche, neben dem Treppenlauf an der verglasten Stirnseite. Die Wand erhielt ober­halb der Brüstung eine Auskreuzung und im Brüstungsbereich eine Art Fachwerk.

 

Entwässerung verläuft versteckt

Die Stützen der geschlossenen Fassadenseite besitzen außen eine 22mm dicke OSB-Beplankung. Dazwischen wurde Mineralfaserdämm­stoff eingelegt und das Ganze raumseitig mit weiß gestrichenen Gips­kartonplatten geschlossen. Analog sind die Dachflächen ausgeführt. Das dunkelbraune Wellblech folgt als hinterlüftete Fassade bzw. Dach­eindeckung.

 

Ungewöhnlich ist die von Regenrinnen und Fallrohren freie Rückan­sicht. Die Elemente zur Dachentwässerung integrierten die Architekten geschickt in die Fassade. Die Fallrohre befinden sich in der Hinter­lüftungsebene. Über die Querschnitte der Konterlattung haben die Planer den Zwischenraum so groß gewählt, dass die Rohre hier Platz fanden. Die dazugehörigen Regenrinnen liegen im selben Zwischen­raum am Übergangsknick von Fassade und Dach, so dass es an der Kante eine regenrinnenbreite Fuge zwischen dem Wellblech der Fassade und dem des Daches gibt. Für den Betrachter erscheint der Übergang nahtlos.

Sieben Fallrohre sind in der Fassade verteilt. In jedem Feld zwischen den vertikalen Fensterbändern befindet sich eines, im Endfeld zum Gutshaus zwei. Die Regenrinnen spannen sich dazwischen. Auch die Fensterbänder selbst erhielten an den Übergangskanten eine Art Regenrinne mit Wasserspeiern, damit das Wasser kontrolliert abfließen kann. So wurde aus einem kostengünstigen Holzskelettbau durch ungewöhnlich gelöste Details ein echter „Hingucker“.

 

Seit Dezember 2009 ist die neue Werkhalle nun in Betrieb. Benannt wurde sie nach einem Schreiner, der in die deutsche Geschichte einging: nach Georg Elser, der 1939 im Münchener Bürgerbräukeller ein Bombenattentat auf Adolf Hitler verübte und dafür kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde.

◊ Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag

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